Sprachgeschichtliches, Botanisches und Historisches zu Kürbissen und Zucchinis

Nach Jahren des Schattendaseins als Arme-Leute-Essen, was insbesondere noch durch die Nachkriegsgeneration so erlebt wurde, und seines eher zweifelhaften Ruhmes als Spreewaldananas, begann mit der Besinnung auf regionale und saisonale Früchte auch eine Renaissance der Kürbisküche. Der Hokkaido und die Butternuts bereichern seit den 90er die hiesigen Herbstmärkte und die feine Küche hat den Kürbis längst wiederentdeckt. In der modernen Fusionküche mit ihren Einflüssen aus aller Welt ist er eine Alleweltszutat, nicht weil er überall hineingemanscht wird, nein weil er überall zu Hause ist.

In Mittel- und Südamerika gehören Kürbisse seit je her zu den Grundnahrungsmittel. Bei den Indianern Nordamerikas zählte der Kürbis zu den DREI SCHWESTERN, eine frühe Mischkultur, bei der Mais, Kürbis und (Stangen-)Bohnen miteinander angebaut werden. Die Bohnen ranken an dem Mais empor, der Kürbis bedeckt das Land, damit das Unkraut nicht überhand nehmen kann - geerntet wird alles Drei. Mit der "Entdeckung" Amerikas und der beginnnenden Handelssegelschifffahrt des 16. Jahrhunderts setzte auch die genetische Globalisierung des Kürbis ein, auch wenn er manchmal erst als Viehfutter verwendet wurde.

Das deutsche Wort Kürbis hat lateinische Wurzeln: cucurbita --> curbita ---> corbis [Korb] ---> Mittelhochdeutsch: kurbiz ---> Neuhochdeutsch: Kürbis

Italienisch heißt der Kürbis zucca. Die Verkleinerungsform (Diminutiv) lässt sich weiblich zucchina wie auch männlich zucchino bilden, doch letzteres ist die Hauptform und beider Plural ist wiederum zucchini. Eingedeutscht wurde daraus aber "die Zucchini" im Singular und "die Zucchinis" im Plural. Zucchinis sind in der Tat junge Kürbisse, ließe man sie ausreifen, bildeten sie ähnlich große wie hartschalige Früchte.

Die Einteilung der Kürbisse ist wie jede Systematisierung ein "Verschubladen" der Eigenschaften oder der Verwendung. So macht es sowohl Sinn, die Kürbisse in Zier- und Speisekürbisse zu unterteilen, aber auch ein Einteilung in Sommerkürbisse (Patissons und Zucchinis) und Winterkürbisse ist üblich und nützlich. Ich benutze gerne eine eher pragmatische, fast selbsterklärende Einteilung, die vorwiegend die Fruchtform oder die hauptsächliche Verwendung beschreibt: Hokkaidos, Butternüsse, Muskatkürbisse, Ufos (Pattissons), Zucchinis, Halloween- bzw. Schnitzkürbisse, Flaschenkürbisse (Calebassen), Eichelkürbisse (Acorns), Spaghettikürbisse. Als Kürbisbauer unterscheide ich beim Ackeranbau auch gerne nach der Wuchsform: buschig Wachsende, wenig bis mäßig Rankende und Starkrankende. Die wissenschaftlich - botanische Systematik nutzt vorwiegend äußerliche Merkmale, wie runde oder eckige Ranken, um die über 800 Sorten und Hybride einzuteilen.

Kürbisse gehören wie Melonen und Gurken einer Familie (den Kürbisgewächsen [Cucurbitaceae]) an und die botanischen Früchten sind, egal wie groß, Panzerbeeren. Die Blüten der Kürbisse sind radiärsymmetrisch (deckungsgleich bei Drehung um den Mittelpunkt) und immer eingeschlechtlich.

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